Fallschirmjägerdivisionen

Division Schnelle Kräfte

In der Division Schnelle Kräfte sind sämtliche Fallschirmjäger, die Hubschrauber und das Kommando Spezialkräfte zusammengefasst. Der Stab der Division befindet sich in Stadtallendorf.
Neben der Luftlandebrigade 1 untersteht seit dem 12. Juni 2014 auch die 11. Niederländische Luftmobile Brigade der Division. Gemeinsam engagieren sich zirka 2.300 niederländische und 9.500 deutsche Soldatinnen und Soldaten als Vorreiter der niederländisch-deutschen Heereskooperation. Aufgrund ihrer Ausbildung und Ausrüstung sind sie als leichte Infanterie im Verbund mit den Hubschraubern schnell und flexibel verlege- und einsetzbar. Die DSK ist der Träger der Luftbeweglichkeit im niederländischen und deutschen Heer.
Mit dem Kommando Spezialkräfte (KSK) ist ein einzigartiger Großverband der Division unterstellt, denn die Spezialkräfte des Heeres gelten als die am besten ausgebildeten Soldaten des Heeres.
Das Motto der Division: „Einsatzbereit. Jederzeit. Weltweit.“ spiegelt die Bereitschaft und den Willen aller ihrer Soldaten und Soldatinnen wider, schneller als andere Kräfte im Ausland eingesetzt werden zu können.

Auftrag

Auftrag und Gliederung der Division Schnelle Kräfte sind maßgeschneidert für mögliche Einsätze im nationalen und internationalen Wirkverbund. Ihr Auftrag umfasst die Befähigung zu folgenden Operationen:

Militärische Evakuierungsoperationen
Im Rahmen der nationalen Krisenvorsorge hat die DSK ständig Soldaten und Soldatinnen für sogenannte Militärische Evakuierungsoperationen verfügbar zu halten.

Innerhalb von 24 bis 96 Stunden müssen sie weltweit jene Orte erreichen können, an denen deutsche Staatsbürger sowie gegebenenfalls Bürger anderer Nationen aus Krisen- und Kriegsgebieten unter Einsatz militärischer Mittel evakuiert werden müssen. Kommt es zu einer Geiselnahme im Ausland, ist das Kommando Spezialkräfte in der Lage, diese zu befreien.

Luftbewegliche Operationen
In luftbeweglichen Operationen werden die Fähigkeiten der leichten Infanterie im engen Verbund mit den Kampf- und Transporthubschraubern zur Wirkung gebracht. Sie haben den Zweck, dem militärischen Gegner die Initiative zu entreißen. Dabei können eigene Kräfte auch tief im feindlichen Raum zeitlich begrenzt zum Einsatz kommen. Überraschung, hohes eigenes Operationstempo und Flexibilität sind der Schlüssel zum Erfolg. Die dazu notwendige Koordinierung zwischen den Kräften am Boden und in der Luft erfordert höchste Professionalität und Vertrauen in das eigene Können.

Führung von Schnellen Anfangsoperationen
Dieser Auftrag verlangt von der Division das rasche Verlegen in ein Einsatzland als „Kräfte der ersten Stunde“ sowie daran anschließend die Führung der eigenen Großverbände, aber auch gegebenenfalls weiterer multinationaler Großverbände zu Beginn einer militärischen Operation. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird es gelten – unter Nutzung der Überraschung – wichtige Infrastruktur wie zum Beispiel Flugplätze oder Häfen schnell in die eigene Hand zu bekommen. Erst dadurch werden die Voraussetzungen für den erfolgreichen Einsatz von weiteren Kräften im Einsatzgebiet geschaffen.

Such- und Rettungsdienst (SAR-Dienst) der Bundeswehr
Der militärische Such- und Rettungsdienst (SAR-Search and Rescue) der Bundeswehr ist Teil des nationalen SAR-Dienstes der Bundesrepublik Deutschland. Allen in Deutschland in Not geratenen Luftfahrzeugen ist ohne Rücksicht auf deren Nationalität Hilfe zu leisten.
Der Such- und Rettungsdienst umfasst die Suche mit Hubschraubern nach überfälligen oder abgestürzten Luftfahrzeugen, die Rettung und medizinische Erstversorgung der Insassen sowie den Transport der Überlebenden zur weiteren ärztlichen Behandlung. Dieser Auftrag verlangt von den im SAR-Dienst eingesetzten Angehörigen der Division eine rund um die Uhr sichergestellte Flugbereitschaft sowie Nervenstärke in Gefahrensituationen und unter Zeitdruck.

Das Verbandsabzeichen

Das Verbandsabzeichen der Division Schnelle Kräfte zeigt auf heeresgrauem Grund einen goldenen Adler im Sturzflug. Dieser Adler entstammt dem Barettabzeichen der Fallschirmjägertruppe und wird darüber hinaus als Symbol der Luftbeweglichkeit interpretiert, deren Träger die DSK ist. Die Umrandung des Wappenschildes ist Weiß/Silber mit eingeflochtenem schwarzem Faden zur Kennzeichnung des Großverbandsstatus‘ als Division. Als Hinweis auf die Spezialkräfte der Division ist unter dem Adler ein, dem taktischen Zeichen entlehnter, nach oben zeigender, schwarzer Kommandopfeil abgebildet. Das Wappen der unterstellten Luftlandebrigade 1 ist gemäß der heraldischen Tradition des Heeres mit dem Wappen der Division fast identisch: Lediglich die weiße Umrandung des Wappenschildes ohne Einflechtung unterscheidet sich. (Quelle: Bundeswehr.de)

Geschichte der 1. Luftlandedivision und ihrer Nachfolger

Die 1. Luftlandedivision der Bundeswehr

Mit der Aufstellung der neuen Luftlandetruppe der Bundeswehr wurde 1956 begonnen; noch im Herbst gleichen Jahres wurde angeordnet, die 1. Luftlandedivision aufzustellen. Neben den ersten Freiwilligen und den Angehörigen des Bundesgrenzschutzes, die sich zu der jungen Luftlandetruppe gemeldet hatten, bildeten ausgewählte Offiziere und Unteroffiziere aus der alten Fallschirmtruppe der Wehrmacht den Stamm dieser Truppe. Von Beginn an erforderte zum einen der Auftrag im Rahmen der Vorneverteidigung, zum anderen die technische Entwicklung, insbesondere des Hubschraubers, eine ständige Anpassung von Ausrüstung, Ausbildung, Einsatzgrundsätzen und Organisation. Der Fallschirmsprung behielt so seine zentrale Bedeutung, wurde aber ergänzt durch neue Verfahren und nicht zuletzt die Unterstützung durch Hubschrauber in vielfältiger Form.
Zusätzlich zu den erprobten Einsatzgrundsätzen der Fallschirmjäger und Luftlandetruppen mußten neue entwickelt werden, wie z.B. die für den Jagd- und Kommandokampf. Die Einführung völlig neuartiger Waffensysteme, wie z.B. der Luftlandewaffenträger WIESEL, erforderten Umgliederungen, zusätzliche Ausbildung und Aufstellung neuer Verbände.
Ruhig war es in der 1. Luftlandedivision nie!
Seit den 1970er Jahren verfügte die Division mit den drei Luftlandebrigaden:

  • der Luftlandebrigade 25 in CALW,
  • der Luftlandebrigade 26 in SAARLOUIS und
  • der Luftlandebrigade 27 in LIPPSTADT

mit jeweils vier Fallschirmjägerbataillonen über ihre volle Stärke.
Sie war damit nicht nur die einzige luftbewegliche, sondern auch die einzige deutsche Division, die über die ganze damalige Bundesrepublik verteilt war.
Die 1. Luftlandedivision war aber gleichzeitig die Division des deutschen Heeres mit der längsten und weitreichendsten internationalen Erfahrung:

  • Bereits 1960 verlegten Truppenteile der Division als erste der Bundeswehr zur Ausbildung auf den französischen Truppenübungsplatz MOURMELON – damals ein international beachtetes und beobachtetes politisches Ereignis, heute in der Zeit der engen europäischen Zusammenarbeit eine triviale Alltäglichkeit.
  • 1961 wurden Teile der Division zur humanitären Hilfe nach dem Erdbeben in Marokko eingesetzt; sie begannen damit eine lange Reihe der Beteiligung bei humanitären Hilfsaktionen, die sich fast bis zur Auflösung der Division durchzog.
  • Seit 1961 stellte die Division mit einem verstärkten Fallschirmbataillon und weiteren Truppenteilen für Führungs-, Kampf- und logistische Unterstützung sowie Teilen des Divisionsstabes den deutschen Anteil zur „NATO-Feuerwehr“, der „AMF-Land“. Entsprechend ihrem Auftrag übte sie in diesem multinationalen Verband mit den amerikanischen, britischen, kanadischen, italienischen, belgischen, niederländischen und luxemburgischen Anteilen zusammen an den Flanken des Bündnisses von Nordnorwegen bis in die Südosttürkei.
  • 1962 begann die lange Tradition der deutsch-französischen Fallschirmjägerübung COLIBRI, die seitdem jährlich im Wechsel einmal in Deutschland, einmal in Frankreich stattfindet.
  • 1993 nahmen Truppenteile der 1. Luftlandedivision zum ersten Mal an der Ausbildung am amerikanischen Joint Readiness Training Center (JRTC) in Fort Polk teil.

Über die Übungen hinaus vermittelten der Austausch mit anderen Armeen und die Teilnahme an internationalen Wettbewerben vielen Soldaten der Division internationale Erfahrungen.
Von daher war es auch folgerichtig, daß man auf Divisionsstab und zu einem wesentlichen Teil auch auf Truppenteile zurückgriff, als es galt, nach dem Golfkrieg die größte Not bei den aus dem Irak in den Iran geflüchteten Kurden abzuwenden.
Auch im Vorkommando und ersten Kontingent für den UN-Einsatz für Somalia 1993 stellten die Männer mit dem bordeauxroten Barett und dem Fallschirm auf dem Arm die Korsettstangen.
Trotz dieser Erfahrungen war bereits 1991 entschieden worden, im Rahmen der Umfangsreduzierung und Neustationierung auch die 1. LLDiv aufzulösen. 1994 war es dann soweit.
Die bisherigen Aufgaben der 1. LLDiv und die Führung der Luftlandebrigaden wurden seitdem vom neu strukurierten Kommando Luftbewegliche Kräfte/4. Div in Regensburg wahrgenommen.

Das Kommando Luftbewegliche Kräfte und 4. Division

„Der Stab des Kommando Luftbewegliche Kräfte und 4. Division plant, bereitet vor und führt die Einsätze deutscher Truppenteile im Rahmen kollektiver Sicherheitsbündnisse der Landes- und Bündnisverteidigung sowie humanitäre Hilfeleistungen, Rettungs- und Evakuierungseinsätze.
Als taktischer Stab ist er zur Führung von luftbeweglichen Kräften des Heeres befähigt.“

Schwerpunktaufgabe des Kommandos war die Wahrnehmung der Aufgabe des „Nationalen Befehlshabers im Einsatzland“ und damit die Wahrnehmung deutscher Interessen bei Einsätzen außerhalb der Bundesrepublik Deutschland. Er stellte gleichzeitig bei diesen Einsätzen immer dann die nationale Führungsfähigkeit sicher, wenn das Heeresführungskommando in Koblenz hierfür „Leitkommando“ war und diese somit nicht in Verantwortung von Luftwaffe oder Marine durchgeführt wurden.

Dem aus der ehemaligen 4. PzGrenDiv und 1. LLDiv ab 1993 aufgewachsenen Kommando unterstanden die beiden Luftlandebrigaden 26 in Saarlouis und 31 (früher LLBrig 27 Lippstadt bzw. PzGrenBrig 31) in Oldenburg sowie das seit Herbst 1996 aus der LLBrig 25 aufgewachsene Kommando Spezialkräfte in Calw. Das Kommando verfügte zusätzlich über das FmRgt 4 zur Führungsunterstützung, zu dem auch die früher in Bruchsal stationierte FmKpAMF gehörte.

Das Kommando war seit Beginn des deutschen Engagements im Rahmen von IFOR und SFOR im ehemaligen Jugoslawien mit wesentlichen Teilen des Stabes und der unterstellten Truppen „dabei“ und nahm darüberhinaus – neben zahlreichen zumeist internationalen Übungs- und Ausbildungsaufgaben – auch z.B. noch die des Nationalen Befehlshabers bei der Brandkatastrophe in Griechenland 1995 wahr. Es stellte mehrfach den Nationalen Befehlshaber beim IFOR/SFOR-Einsatz und verstärkte dabei auch die internationalen Kommandobehörden und Stäbe bei diesen Einsätzen. Kommando und Truppe waren so ständig mit Teilen im Einsatz, mit anderen Teilen bei Übungen irgendwo in Europa oder auch in Übersee und wiederum anderen bei der Ausbildung.

Gliederung, Ausbildungsstand, Ausstattung und mittlerweile gewonnene Erfahrung – nicht zuletzt aber die unterstellten Luftlandebrigaden und das Kommando Spezialkräfte – machten es gerade im neuen Aufgabenspektrum des Bundeswehr zu einem unverzichtbaren, reaktionsschnellen, vielseitig und flexibel einsetzbaren Instrument für unsere Sicherheit.

Am 1. 4. 2001 ist das KLK in die Division Spezielle Operationen (DSO) übergegangen.

Die Division Spezielle Operationen (DSO)

Die Division Spezielle Operationen ist eines von vier völlig neuartigen Elementen, die das Heer für seine zukünftigen Aufgaben bereithält.

Das Aufgabenspektrum der DSO hat seinen Schwerpunkt bei der Fähigkeit zum Schutz eigener Kräfte beim Einsatz außerhalb Deutschlands. Sie konzentriert sich hauptsächlich auf Rettungs-, Evakuierungs-, Rückführungs- und Schutzoperationen.

Daneben liegen die Aufgaben der DSO aber auch in der Zusammenarbeit mit den spezialisierten Kräften der Luftwaffe und der Marine und in der Koordination bei Operationen im Rahmen des NATO-/EU-Krisenmanagements. Im Stab der DSO wird ein Großteil des Personals des Heeres bereitgehalten, das im Rahmen von Spezialaufgaben unter multinationaler Führung die deutschen Interessen wahrnimmt.

Die DSO erarbeitet auch die konzeptionellen Grundlagen, Ausbildungs- und Einsatzkonzepte sowie Einsatzverfahren für spezielle Operationen.

Die DSO unterscheidet sich damit sowohl konzeptionell als auch hinsichtlich Struktur und Fähigkeiten fundamental von der „klassischen“ Heeresdivision, sie ist aber auch keine herkömmliche Luftlandedivision. Sie war als erste der Heeresdivisionen 2003 in der neuen Struktur voll einsatzbereit.

Die DSO ist in die Division Schnelle Kräfte (DSK) übergegangen.